Plendls fleißige Berater

Deloitte-Zentrale München

schaffen 2016 fast die Umsatzmilliarde.

Mit Nichtprüfungsleistungen fährt Deloitte weiter auf der Straße des Erfolgs. Die kleinste der deutschen "Big Four"-Gesellschaften ließ zum 31. Mai 2016 mit überaus positiven Geschäftszahlen aufhorchen. Mit einer Umsatzsteigerung von 22 Prozent auf fast eine Milliarde Euro wächst Deloitte in allen Geschäftsbereichen.

Das geringste Wachstum weist der Bereich Wirtschaftsprüfung auf. Dem steht eine Steigerung von durchschnittlich über 40 Prozent in den Geschäftsfeldern Financial Advisory und Consulting gegenüber. Damit bestätigt auch Deloitte den relativen Bedeutungsverlust der klassischen Wirtschaftsprüfung für die großen Gesellschaften.

 

Wirtschaftsprüfung als Türöffner zum Big-Beratungs-Business?

Wenn man die erfolgreichen Deloitte-Geschäftsfelder betrachtet, fühlt man sich an die abgedroschenen Phrasen von Big Data und Industrie 4.0 erinnert. Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung hat Deloitte die Marktführerschaft im Bereich „Digital Innovation Consulting“ errungen. Wenn man seinen Kunden aus der Vertrauensstellung des Abschlussprüfers heraus nur oft genug erklärt, dass Beratung in diesem Bereich nötig ist, hat man schnell ein Beratungsmandat an Land gezogen. Auch CEO Prof. Dr. Martin Plendl weiß anscheinend sehr genau, welcher Bereich überdurchschnittlich dem Zeitgeist entspricht und beackert werden muss:

 

„Mit unserer Qualitäts-, Innovations- und Digitalisierungsoffensive stärken wir unsere Innovationskraft und investieren in den Ausbau unseres Service Portfolios. Zentral sind dabei u.a.: Deloitte Analytics Institute, neuroScience Institute, Digital Design Studio, Cyber Intelligence Center sowie unser Greenhouse in Berlin.“

 

Im Bereich „Digital & Mobile Business Transformation“ wurde Ende September 2016 eine strategische Partnerschaft mit Apple eingegangen. Neben Apple kooperiert Deloitte bereits mit SAP, CISCO, Oracle, Salesforce und Workday. Diese Beratungsmillionen sind Gift bei jenen Wirtschaftsprüfungsunternehmen, die für Vertrauen in die Geschäftszahlen und den Lagebericht der gelistetenen Unternehmen sorgen sollen.

 

"Verdienen am eigenen Unvermögen", so beschrieb Sven Clausen in der FTD am 3.8.2007 "im Tal der Ahnungslosen" die Folgen der Prüfermängel bei Siemens und VW. Die Prüfer dürfen weitermachen, obwohl deren Wirtschaftsprüfer die größten Krisen deren Unternehmensgeschichte (KPMG bei Siemens,später auch bei der Deutschen Bank, nicht verhindert haben. Dies sind die Schattenseiten des Beratens mit gleichzeitiger Prüfung. Diese Gefahr wird permanent verdrängt.

Die Schattenseiten der Big4-Prüfung und -Beratung

Wie das Handelsblatt am 6. Oktober 2016 berichtet, ist der Wachstumstreiber im Bereich Financial Advisory das sog. Forensic-Geschäft, also die Aufklärung von Wirtschaftsdelikten, so z. B. aktuell im Fall des VW-Diesel-Skandals. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn Deloitte - wie bei Siemens - erneut nun zum kriminalistischen Spürhund wird. Deloitte setzt das "Geschäftsmodell" fort, über das Sven Clausen in der untergegangenen Financial Times Deutschland am 3. August 2007 in seinem Artikel „Im Tal der Ahnungslosen“ schrieb:

Wiederholung nicht ausgeschlossen!

Bei VW hat PwC anscheinend über viele Jahre hinweg nichts von der Dieselmotorenmanipulation per Software bemerkt. Nun gilt es wieder aufzuklären. Dabei verdient sich Deloitte ein weiteres Mal eine goldene Nase. Denn die KPMG dürfte wegen der "Deutsche Bank"-Skandale verbrannt sein. Deloitte ist in der Aufarbeitung von Skandalen erfahren, denn bereits mit dem KMPG-Siemens-Skandal verdiente sich Deloitte ein viele hundert Millionen EUR schweres Zubrot. Wie umschrieb dies Clausen: Der Berufsstand verdient an den eigenen Fehlern. Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass der WP-Mittelstand und die Einzelpraxen für die Mängel der Big4-Prüfer in Sippenhaft genommen wird. Diese Erkenntnis haben wir aus der misslungenen Abschlussprüferreform bei den Big4 mitgenommen. Bei der Aufsicht über die sog. Abschlussprüfer bei den gelisteten Unternehmen  hat das damalige Gabriel-Ministerium drei ehemalige Wirtschaftsprüfer der KPMG in die Leitung bestellt. 

Beratungsfunktion neutralisiert Prüfungsfunktion: VW könnte ein weiteres Beispiel sein. Untersuchung bleibt bislang aus.

Dr. Blomert kommt in seiner finanzsoziologischen Untersuchung „Wie viel Demokratie verträgt die Börse“ zu einem vernichtenden Urteil über die Türöffnerfunktion der Prüfung für lukrative Beratungsaufträge (in: Leviathan Dezember 2007, S. 449). Die damals noch fünf großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften betrachteten ihre ursprünglich treuhänderische Aufgabe bald nur noch als Türöffner für die profitablen Beratungsgeschäfte. Damit verloren sie ihre Unabhängigkeit und begannen sich enger an die Wünsche ihrer Kunden anzupassen.“ Damit wurde die Kontrollinstanz der Abschlussprüfung ausgeschaltet.

Warum hinterfragt niemand die Rolle des VW-Abschlussprüfers PwC beim Dieselskandal?

Ein Blick in Umfang und Entwicklung der Beratungshonorare für PwC bei VW im Geschäftsjahr 2014 lässt erahnen, dass sich seit 15 Jahren trotz EU-Reform nichts geändert hat. Während die PwC-Prüfungshonorare bei VW im Vergleich 2013/2014 nahezu stagnierten (Anstieg von 12 auf 13 Millionen EUR), explodierten die Beratungserlöse von zehn auf 17 Millionen EUR. Hier machte wohl der PwC-Chef, Herr Prof. Winkeljohann seinen Kollegen vor, wie er sich das WP-Business zukünftig vorstellt. Denn 2014 übernahm der PwC-Chef zum ersten Mal selbst im Bestätigungsvermerk des VW-Konzernabschlusses die Prüferverantwortung.

Nein, ganz unkommentiert blieb die Rolle von PwC bislang doch nicht: wpwatch forderte am 21. Oktober 2016 ein Einschreiten der Berufsaufsicht und Staatsanwaltschaft gegen PwC. Da wird natürlich nichts passieren, weil die Berufsaufsicht in der Wirtschaftsprüferkammer vom ehemaligen PwC-Vorstand und heutigen PwC-Aufsichtsrat Gelhausen geleitet wird. APAS in den Händen von ehemaligen KPMG- und die Leitung der Berufsaufsicht in der WPK bei ehemaligen PwC-Vorstand. 

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